Orthomolekulare Medizin und deren Anwendung am Beispiel des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Syndrom (ADHS)
Autorin
dipl. pharm Evelyne Klauser
Lernziele
Sie kennen die Grundlagen der orthomolekularen Medizin.
Sie verstehen, was "biochemische Individualität" bedeutet.
Sie wissen wie Sie bei vermuteten Nährstoffmangelerkrankungen oder Schwermetallbelastungen vorgehen können.
Sie kennen das Vorgehen zur Mikronährstoffberatung für ADHS-Patienten.
Zusammenfassung
Die orthomolekulare Medizin basiert auf der Therapie und Prävention von Krankheiten durch gezielte Verabreichung von natürlich vorkommenden Substanzen, Mikronährstoffe genannt. Dies sind Vitamine, Spurenelemente, Mineralien, essentielle Amino- und Fettsäuren, die dem Körper von aussen dargereicht werden müssen, weil er sie nicht selbst herstellen kann. Die orthomolekulare Medizin geht im Vergleich zur üblichen Schulmedizin einen Schritt weiter und therapiert dort, wo im Körper Dysbalancen bestehen, anstatt aufgrund von Symptomen körperfremde Arzneistoffe zu verabreichen. Die richtige, jedem Individuum angepasste Nährstoffzufuhr ist die Grundlage für einen gesunden Körper. Die heutige, westliche Ernährungsweise und auch die Nahrungsmittelproduktion, führen dazu, dass dem Organismus immer weniger Mikronährstoffe über die Nahrung zugeführt werden. Deshalb ist die Gesellschaft der Industrienationen, obwohl sie im Überfluss lebt, in gewissen Bereichen unterernährt. Durch die generell protein- und kohlenhydratreiche Ernährung befindet sich der pH-Wert des Körpers fast ausschliesslich im sauren pH-Bereich. Als Konsequenz daraus verlieren wir einiges an Mineralstoffen (z.B. Kalzium, Zink, Mangan), was über längere Zeit wiederum zu ernsthaften Erkrankungen führen kann.
Bei Kindern mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Syndrom (ADHS) hat man biochemische Abweichungen gegenüber der Norm festgestellt, die sich in den Haar-Mineral-Analysen sowohl in Schwermetallbelastungen als auch Mineralstoffdefiziten äussern. Ein gezieltes Ausleiten der Schwermetalle und die dem Individuum angepasste Nährstoffsupplementierung bewirken deutliche Verminderungen der Krankheitssymptome. Die Kinder verbessern sich unter anderem in ihrer Konzentrationsfähigkeit, der motorischen Koordination und in ihren schulischen Leistungen. Die orthomolekulare Medizin geht über die Form einer blossen Alternativmedizin hinaus. Sie könnte von der Schulmedizin als komplementäre Medizin in ihren Arbeitsalltag integriert werden, damit die Krankheiten zusätzlich bei den biochemischen Ursachen behandelt, die Ungleichgewichte und/oder die eventuellen Nebenwirkungen von Arzneimitteln auf den Mikronährstoffhaushalt ausgeglichen werden können.