Dr. med. Christine Rauber-Lüthy
, Dr. med. Hugo Kupferschmid
, dipl. pharm. Andrée Meier-Abt
Lernziele
Sie kennen Risikosituationen bei Kindervergiftungen.
Sie kennen die wichtigsten Medikamente, die schon bei Einnahme einer einmaligen Erwachsenendosis lebensbedrohlich sein können.
Sie kennen die wichtigen Pflanzen und Haushaltprodukte, die schwere Vergiftungen beim Kind verursachen können.
Sie sind in der Lage, bei einem Kind mit einer Vergiftung sofort die richtigen Erste-Hilfe Massnahmen selber durchzuführen und zu entscheiden, welchen weiteren Massnahmen dem Kind zugeführt werden muss.
Zusammenfassung
Kindervergiftungen sind häufig, schwere Verläufe aber selten. Herausforderung für ApothekerInnen und Ärzte/Ärztinnen ist es, lebensbedrohliche Situationen rasch zu erfassen und die Kinder der richtigen Therapie zuzuführen. Aktivkohle bindet mit wenigen Ausnahmen die meisten Noxen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die primären Dekontaminationsmassnahmen (z.B. Gabe von Aktivkohle) die Resorption eines Toxins aus dem Magendarmtrakt nur bis rund eine Stunde nach Ingestion wirksam verhindern können. Zum Glück können nur wenige Noxen schon in kleiner Menge, wie sie das Kleinkind typischerweise einnimmt, zu schweren Symptomen führen. Bei den Medikamenten sind dies vor allem trizyklische Antidepressiva, Antipsychotika, Chininderivate, Calciumkanalblocker, Opiate, orale Antidiabetika, Chloroquin, Phenothiazine, Theophyllin, Colchicin, Kampfer und Methylsalicylat. Bei den Haushalt-
und gewerblichen Produkten sind klassische Vertreter toxische Alkohole (Methanol, Ethylenglykol), niedervisköse Kohlenwasserstoffe (wegen der Gefahr der Aspiration) sowie starke Säuren und Laugen. Bei den Pflanzen fallen darunter Atopa belladonna, Datura sp., Aconitum sp., Colchicum autumnale, Gloriosa superba, Sandersonia aurantiaca, Digitalis sp., Nerium oleander, die Samen von Laburnum anagyroides und die Nadeln von Taxus baccata sowie die Samen des Ricinus communis. Unter den Gifttieren sind es die beiden einheimischen Schlangen (Vipera berus und Vipera aspis), und unter den Pilzen in erster Linie der Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), die gefährlich sind.