Unerfüllter Kinderwunsch – Möglichkeiten und Grenzen der künstlichen Befruchtung
Autorin
Dr. rer. nat. Simone Schmidt
Lernziele
Sie kennen den Ablauf einer ungestörten Fortpflanzung mit den dazugehörenden Hormonen.
Sie kennen die möglichen Ursachen für Unfruchtbarkeit beim Mann und bei der Frau.
Sie kennen die Unterschiede und Einsatzgebiete der verschiedenen Methoden der künstlichen Befruchtung (IVF und ICSI).
Therapierisiken und Erfolgsaussichten der beschriebenen Verfahren sind Ihnen geläufig.
Sie haben einen Einblick erhalten in die psychische Belastung der Betroffenen.
Zusammenfassung
Die Behandlung von unerfülltem Kinderwunsch hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. In den vergangenen Jahrzehnten galt lediglich die Insemination als Mittel der Wahl, um Paaren mit nicht erfüllbarem Kinderwunsch zum Nachwuchs zu verhelfen. Bei der Insemination wird der männliche Samen mit Hilfsmitteln in den Genitaltrakt der Frau eingebracht. Die Geburt eines ausserhalb des Mutterleibes gezeugten Kindes im Jahr 1978 stellte eine Sensation dar. Diese In-vitro-Fertilisation (IVF) war Vorbild für seitdem im Reagenzglas gezeugte Kinder. 1983 gelang die erste Schwangerschaft nach der Kryokonservierung eines Embryos. Einen entscheidenden Durchbruch in den Augenvieler Reproduktionsmediziner erreichte man jedoch 1992, als die im Tierversuch wenig aussichtsreiche Methodeder intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI; Injektion eines Spermiums in das Zytoplasma einer Eizelle) beim Menschen Erfolg hatte [1]. Dient die IVF mit vorausgegangener kontrollierter ovarieller Hyperstimulation insbesondere Frauen mit Fertilitätsproblemen oftmals als Mittel der Wahl, so berücksichtigt das Verfahren der ICSI Männer, deren Qualität und Quantität des Samens nicht ausreichend ist, um auf natürlichem Weg oder durch Insemination oder IVF ein Kind zu zeugen. Aber nichtsdestotrotz sind IVF und ICSI keine Allheilmittel, denn mit Schwangerschaftsraten von nur ca. 28 % können sie nicht jedem Paar zu Nachwuchs verhelfen [2].